Ausbildung und Qualifizierung von interkulturell Dolmetschenden und Vermittelnden
Dolmetschen ist eine äusserst komplexe und anspruchsvolle Aufgabe – allein das Beherrschen von zwei Sprachen genügt dafür in der Regel nicht. Das gilt auch für Einsätze im interkulturellen Bereich. INTERPRET setzt sich darum seit Jahren für eine fundierte Qualifizierung und Professionalisierung der interkulturell Dolmetschenden und Vermittelnden ein. Seit 2005 zeichnet INTERPRET verantwortlich für ein breit anerkanntes, standardisiertes Ausbildungs- und Qualifizierungssystem.
Das Ausbildungs- und Qualifizierungssystem von INTERPRET
Das Ausbildungs- und Qualifizierungssystem von INTERPRET ist eingebettet in das Schweizerische System der Höheren Berufsbildung. Es kombiniert Ausbildung und praktische Erfahrung und führt zu zwei Abschlussniveaus:
- Schweizerisches Zertifikat INTERPRET für interkulturell Dolmetschende (entsprechend Stufe 4 des Europäischen Qualifikationsrahmens EQR angesiedelt)
- Eidgenössischer Fachausweis für interkulturell Dolmetschende und Vermittelnde (entsprechend Stufe 5 des EQR angesiedelt)
Wie werde ich interkulturell Dolmetschende/r?
Die Ausbildung zur/zum interkulturell Dolmetschenden ist praxisorientiert und findet berufsbegleitend statt. Das heisst, interessierte Personen verfügen in der Regel bereits vor Beginn der Ausbildung über Praxiserfahrung. Sie arbeiten zum Beispiel bei einer regionalen Vermittlungsstelle für interkulturelles Dolmetschen oder werden direkt von einem Spital oder einer Schule für Einsätze angefragt. Neben dieser Praxiserfahrung bringen angehende Dolmetschende idealerweise Folgendes mit:
- Sie verfügen über gute Kenntnisse in mindestens einer Amtssprache und mindestens einer Dolmetschsprache. Die Sprachkompetenzen müssen mindestens dem Niveau B2 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GER) entsprechen. (siehe auch „Sprachkompetenzen“)
- Sie verfügen über eigene Migrationserfahrung, d.h. sie sind sowohl mit den Konzepten und Strukturen der Schweiz als auch mit denjenigen eines Herkunftslandes vertraut.
- Vorzugsweise verfügen sie ausserdem über eine höhere Schulbildung, Kenntnisse einer weiteren Sprache sowie Arbeitserfahrungen im Bildungs-, Gesundheits-, Sozial- oder Justizwesen, in der Schweiz oder im Herkunftsland.
Was muss ich tun, wenn ich an der Ausbildung interessiert bin?
Wenn Sie diese Anforderungen erfüllen und Interesse an einer Ausbildung zur/zum interkulturell Dolmetschenden haben, empfehlen wir Ihnen folgende Schritte:
- Studieren Sie unsere Homepage: In den Rubriken Zertifikat INTERPRET und Eidgenössischer Fachausweis werden das Vorgehen und die detaillierten Anforderungen beschrieben. Dort finden Sie auch sämtliche Reglemente, Wegleitungen (oder Leitfäden) und Antragsformulare.
- Besprechen Sie Ihren Ausbildungswunsch mit Ihrer Vermittlungsstelle und der regionalen Ausbildungsinstitution.
Wenn Sie Interesse an einer Ausbildung haben, aber noch nicht als Dolmetschende/r arbeiten, raten wir Ihnen Folgendes:
- Kontaktieren Sie die Vermittlungsstelle in Ihrer Region und klären Sie den Bedarf für Ihre Dolmetschsprache(n) ab. Die Adressen der regionalen Vermittlungsstellen finden Sie hier.
- Wenn Ihnen die Vermittlungsstelle oder ein anderer Auftraggeber bestätigt, dass ein Bedarf an Dolmetschenden mit Ihrer Sprachkombination besteht, kontaktieren Sie die Ausbildungsinstitution in Ihrer Region und fragen Sie nach Moduldurchführungen und offenen Ausbildungsplätzen. Haben Sie allenfalls etwas Geduld: Das Interesse an den Ausbildungsmodulen ist grösser als die verfügbaren Plätze.
Wie werde ich interkulturell Vermittelnde/r?
Wie beim Dolmetschen steht auch beim interkulturellen Vermitteln die gegenseitige Verständigung über sprachliche und kulturelle Hürden hinweg im Zentrum. Es findet aber nicht im Trialog statt und umfasst ein breiteres Aufgabenspektrum als das Dolmetschen. Die konkreten Aufgaben von interkulturell Vermittelnden - Beratung und Begleitung, Informationsvermittlung, Moderation, Projektmitarbeit etc. - erfordern zusätzliche Kompetenzen sowohl im methodischen als auch im sozialen und persönlichen Bereich. Interkulturell Vermittelnde übernehmen zudem bis zu einem bestimmten Grad auch eine (Teil-)Verantwortung für Prozesse und Inhalte.
Das interkulturelle Vermitteln ist darum auf der zweiten Ebene des standardisierten Ausbildungs- und Qualifizierungssystems von INTERPRET angesiedelt, also auf der Ebene der Weiterbildungen nach dem Zertifikat INTERPRET, und ist Bestandteil der eidgenössischen Berufsprüfung. Detaillierte Informationen zum eidg. Fachausweis finden Sie in der entsprechenden Rubrik.
Wenn Sie das Berufsbild der/des interkulturell Vermittelnden anstreben, raten wir Ihnen folgendes Vorgehen:
- Das Zertifikat INTERPRET für interkulturelles Dolmetschen gilt als Basisqualifikation.
- Darauf aufbauend können Sie sich gezielt für verschiedene Aspekte des interkulturellen Vermittelns weiterbilden. Die Weiterbildungsmodule zum interkulturellen Vermitteln sind in der Rubrik Aus- und Weiterbildungsmodule beschrieben.
- Für die Zulassung zur eidgenössischen Berufsprüfung wird auch ausgewiesene Berufspraxis im interkulturellen Vermitteln verlangt. Schauen Sie mit Ihrer Vermittlungsstelle, welche Angebote im Bereich des interkulturellen Vermittelns bestehen, damit Sie sich Praxiserfahrung aneignen können.