Interkulturelles Vermitteln
Interkulturelles Vermitteln kommt insbesondere in den Bereichen Bildung und Soziales zum Einsatz. Oft werden interkulturell Vermittelnde von Gemeinden oder gemeinnützigen Organisationen direkt für bestimmte Projekte rekrutiert. Die Einsatzzahlen sind, verglichen mit dem interkulturellen Dolmetschen, aber bescheiden: Der Anteil des interkulturellen Vermittelns liegt schweizweit seit jeher unter 2000 Einsätzen pro Jahr. Dies entspricht unter einem Prozent aller durch die Vermittlungsstellen vermittelten Einsätze.
Neuer ikV-Lehrgang und neues Basismodul "Begleiten"
Auf Grundlage der Module 6-9 des alten Qualifizierungssystems wurde ein neuer ikV-Lehrgang entworfen:
- Der Lehrgang ist in Modulen nach ikV-Handlungskompetenzen strukturiert: Begleiten, Moderieren, Informieren und Erreichen von gewissen Sprach- und Migrationsgruppen.
- Das Modul «Begleiten» fungiert als Basismodul. Die Kompetenzen «Moderieren», «Informieren» und «Erreichen» werden in etwas kürzeren Modulen behandelt. Je nach Bedarf der regionalen Projekte können diese drei Kompetenzen auch innerhalb eines einzelnen Moduls kombiniert werden (z.B. Modul «Moderieren und Informieren»).
- Der Besuch und der Abschluss des Basismoduls «Begleiten» wird in der Ausbildung für Migrationsfachpersonen (MFP) als gleichwertig mit dem MFP-Grundlagen-Modul 3 anerkannt. Damit eröffnen sich neue Anschlussmöglichkeiten für interkulturelle Vermittler:innen.
- Es gibt keine von INTERPRET vorgeschriebene Reihenfolge, in der die Module besucht oder angeboten werden.
Aufgaben und Rollen der Vermittelnden
Interkulturell Vermittelnde handeln im Auftrag von Fachpersonen, Behörden, Institutionen und (Integrations-) Fachstellen oder im Rahmen von Projekten. Sie übernehmen bis zu einem gewissen Grad auch eine (Teil-) Verantwortung für Inhalte und Prozesse. Interkulturell Vermittelnde können folgende und ähnliche Aufgaben wahrnehmen:
- Informieren, Beraten und Begleiten von Einzelpersonen oder Familien mit Migrationshintergrund
- Aufsuchende Informationsvermittlung oder Beratung (z.B. auf Spielplätzen)
- Leiten von Informations- und Bildungsveranstaltungen im interkulturellen Kontext
- Leiten / Moderieren von thematischen Gesprächsgruppen
- Eigenständige Konzeption und Planung oder Mitarbeit bei der Konzeption und Planung von Projekten im interkulturellen Kontext
- Eigenständige Umsetzung eines Projekts oder Teilprojekts oder Mitarbeit bei Projekten im interkulturellen Kontext.
Die Aus- und Weiterbildung im Bereich des interkulturellen Vermittelns wird aktuell überarbeitet. Sie ist bei verschiedenen Anbieter in mehreren Regionen in der Schweiz möglich.
Viele unterschiedliche Vermittlungsprojekte
In der Schweiz gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Projekten, bei welchen interkulturelle Vermittler*innen zum Einsatz kommen. Die Projekte nehmen unterschiedlichste Themen auf, wie Gesundheit, Krankheit, Ernährung, Literatur, Bewegung, Alltag, Arbeit oder Sport. Die Zielgruppen der Projekte variieren gleichermassen: junge oder ältere Migrant*innen, Personen aus einem bestimmten Land, Mütter oder Väter, schwangere Migrantinnen, Flüchtlinge, Männer oder Frauen etc.
INTERPRET hat im Frühling 2018 eine Fachtagung zum interkulturellen Vermitteln durchgeführt. Dafür wurden Steckbriefe von 22 verschiedenen Vermittlungsprojekten erstellt. Sie finden die Steckbriefe als pdf in der Rubrik INTERPRET-Tagungen.