Newsletter
April 2017
Lesestoff für die Ostertage
Geschätzte Leserinnen, geschätzte Leser
Seit dem letzten Newsletter hat es neuen Lesestoff zum interkulturellen Dolmetschen gegeben. Auf einiges möchten wir Sie in diesen Newsletter hinweisen. Vielleicht spricht Sie ja das eine oder andere an.
Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Lesen und natürlich vor allem: Frohe Ostern!
Mit besten Grüssen, das INTERPRET-Team
Babylonia 1/2017
Sprachliche Herausforderungen im Zusammenhang mit der aktuellen Situation von Geflüchteten
Das Heft 1/2017 hat drei thematische Schwerpunkte:
- Verläufe der sprachlichen Sozialisation und des Spracherwerbs von Geflüchteten
- Dispositiva für den Sprachunterricht für Geflüchtete
- Sprachpolitik und institutionelle Politiken
INTERPRET hat zwei Artikel zu dieser Ausgabe beigetragen:
Zugang zu adäquater Traumabehandlung dank interkulturellem Dolmetschen (S. 38-39)
Zahlreiche Asylsuchende und Flüchtlinge weisen deutliche Anzeichen für Traumatisierungen auf. Deren Behandlung stellt eine wichtige Voraussetzung dar, damit die betroffenen Personen sich auf ihr neues Leben einstellen können. Ambulatorien für Folter- und Kriegsopfer bieten spezialisierte Therapieangebote an. Dabei wird das interkulturelle Dolmetschen von den Therapeutinnen und Therapeuten als fester Bestandteil der Strukturen und Prozesse betrachtet und die Arbeit der Dolmetschenden ist als unabdingbare Unterstützungsleistung für den medizinischen Heilungsvorgang anerkannt. Denn psychotherapeutisches Arbeiten bedeutet in erster Linie Arbeiten mit Sprache.
Einsatz von interkulturell Dolmetschenden im neuen Asylverfahren (S. 89-91)
Am 5. Juni 2016 hat die Bevölkerung die Änderung des Asylgesetzes für beschleunigte Verfahren angenommen. Die Beschleunigung soll unter anderem dadurch erreicht werden, dass sich alle relevanten Akteure unter einem Dach befinden. Um trotz rascherer Verfahren rechtstaatlich korrekte Entscheide zu gewährleisten, sieht das revidierte Gesetz einen verbesserten Rechtsschutz in Form von Beratung und Rechtsvertretung für Asylsuchende vor. Um das Dolmetschen im zukünftigen Asylwesen den Anforderungen entsprechend ausgestalten zu können, sind auf drei Ebenen Lösungen gefragt: Erstens muss eine ausreichende Anzahl qualifizierter Dolmetschender verfügbar sein. Zweitens müssen die Dolmetschenden für die spezifischen Anforderungen des Asylbereichs qualifiziert sein. Und drittens müssen organisatorische Fragen und methodische Überlegungen (Dolmetschen vor Ort, via Telefon oder Video) bedacht werden. Eine sorgfältige Umsetzung bietet die Chance, dem Dolmetschen die Bedeutung zuzugestehen, die es in Anbetracht seiner zentralen Funktion verdient.
Die Fremde – ein seltsamer Lehrmeister
Eine Begegnung zwischen Bagdad, Frauenfeld und Berlin
von Usama Al Shahmani und Bernadette Conrad
Was bedeutet der plötzliche Abbruch eines gewohnten Lebens? Wie geht Ankommen in einem neuen Leben? Kommt er heute nach einem Besuch im Irak nach Hause oder in ein fremdes Land? Was möchte er denen sagen, die jetzt auf der Flucht sind?
Usama Al Shahmani erzählt, erzählt vom Leben unter Saddam, vom Krieg und von den schwierigen Nachkriegszeiten, vom Spagat zwischen Terror dort und Sicherheit und Frieden hier. Ein Gespräch entspinnt sich mit Bernadette Conrad, deren Familie vor einer Generation auf der Flucht war, und über die persönlichen Erfahrungen hinaus werden europäische und arabische Perspektiven sichtbar auf jenes Repertoire an Themen wie Krieg, Flucht, Identitätsverlust und Fremdheit, das wir alle bewusst oder unbewusst in uns tragen.
Usama Al Shahmani lebt im Thurgau. Der Iraker ist zu 50% in einer Mensa angestellt. Daneben arbeitet er als Schriftsteller, Journalist und als Dolmetscher.
Qualität in verdolmetschten Verhandlungen
Der Anspruch auf rechtliches Gehör und der Grundsatz der Fairness des Verfahrens verschaffen der fremdsprachigen Partei das Recht, den Beizug eines Dolmetschers zu verlangen. Damit die Zusammenarbeit mit Dolmetschenden gelingt, bedarf es eines verantwortungsvollen Umgangs mit der veränderten Situation von Seiten der Dolmetschenden als auch von Seiten der Richterinnen und Richter. Eine Ansprechstelle Dolmetscherwesen schafft Vertrauen und garantiert eine qualitativ hochstehende Dienstleistung. Der Artikel diskutiert die wichtigsten Punkte und möchte zur verständnisvollen Zusammenarbeit von Dolmetschenden und Richterinnen und Richtern beitragen.
Artikel (in der Richterzeitung "Justice - Justiz - Giustizia" 2017/1)
Dolmetschen bei der Polizei
In polizeilichen Verfahren mit fremdsprachigen Parteien kommt dem Dolmetschen eine wichtige Rolle zu. Sowohl eine qualifizierte Verdolmetschung als auch eine kompetente Unterstützung durch die Behörden tragen zu einem Erfolg von verdolmetschten Einvernahmen bei. INTERPRET geht dieser Frage im Police, der Verbandszeitung der Schweizerischen Polizei-Beamten (VSPB) nach.
Und dann noch etwas zum Sehen und Hören:
Im Rahmen des Projektes "Justisigns - Gerichtsdolmetschen und Gebärdensprache" der Zürcher Hochschule für Heilpädagogik sind sieben kurze Filme zur Zusammenarbeit von Behörden und Gebärden- oder interkulturell Dolmetschenden entstanden. Andreas Wymann, Chef Ermittlungsdienst II der Luzerner Polizei, spricht darüber, welches der Mehrwert dieser Zusammenarbeit ist und was von Seiten der Dolmetschenden und von Seiten der Fachpersonen zu beachten ist.