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Mai 2021
Statistikbericht 2020
2020 wird als «Coronajahr» in die Geschichtsbücher eingehen. Die mit der Pandemie verbundenen Massnahmen und Einschränkungen haben auf alle Lebensbereiche Auswirkungen gehabt, so auch auf das interkulturelle Dolmetschen und Vermitteln.
Der vollständige Bericht zu den Einsatzstatistiken zum interkulturellen Dolmetschen und Vermitteln des Jahres 2020 ist veröffentlicht und steht auf der Seite von INTERPRET in der Rubrik Statistiken zur Verfügung.
Ferndolmetschen im Aufwind
Trotz eines Lockdown-bedingten Einbruchs im Frühling 2020 sind die Einsatzzahlen gegenüber dem Vorjahr um rund 1'500 auf 307'200 Einsätze leicht angestiegen. Die geleisteten Einsatzstunden hingegen sind um rund 15'000 auf 355'800 Stunden gesunken. Der Grund liegt bei den vermehrten Einsätzen via Telefon, welche kürzer sind als Einsätze vor Ort. Das Ferndolmetschen (via Telefon und Video) hat 2020 einen deutlichen Aufschwung erlebt und liegt neu bei 20% aller Einsätze (gegenüber 9% im Vorjahr). Die Einsätze via Telefon haben sich auf knapp 60'000 verdoppelt, beim Videodolmetschen fand eine Vervielfachung statt, von weniger als 100 Einsätzen im Vorjahr auf über 3'600 im Berichtsjahr 2020. Es ist davon auszugehen, dass dieser Trend weitergehen wird, was besondere Herausforderungen und Chancen für den Beruf mit sich bringt. Damit eine möglichst einwandfreie Qualität gewährleistet werden kann, plädiert INTERPRET für eine stärkere Gewichtung des Ferndolmetschens bei der Qualifizierung der Dolmetschenden.
Das interkulturelle Vermitteln macht weiterhin nur rund 1% aller Einsätze aus, erlebte aber ebenfalls eine Steigerung von knapp 2'000 Einsätzen im Vorjahr auf über 3'000 Einsätze im Jahr 2020.
Bereich Asyl hat zugelegt
Im Bereich Gesundheit finden mit 52% nach wie vor die meisten Einsätze statt, obwohl ein Rückgang von rund 3'000 Einsätzen gegenüber 2019 zu verzeichnen ist. An zweiter Stelle steht weiterhin der Bereich Soziales mit 20%, aber mit einem Rückgang von 5'500 Einsätzen. Deutlich zugelegt hat hingegen der Bereich Asyl, der eine Zunahme um rund 9'500 Einsätze ausweist und mit 44'500 Einsätzen (15%) den Bereich Bildung überholt hat. Die Einsätze in der Bildung und im Bereich Behörden und Gerichte sind gegenüber dem Vorjahr praktisch unverändert auf rund 38'000 resp. 2'800 geblieben.
Erfreulicher Anstieg der Qualifizierungsquote
Erfreulich ist die deutliche Steigerung der Qualifizierungsquote der eingesetzten Dolmetschenden: In 61,8% aller Einsätze wurden Dolmetschende beauftragt, die über das INTERPRET-Zertifikat, den eidg. Fachausweis oder eine höhere Qualifizierung verfügen (2019: 54.5%). Beim Telefon- und beim Videodolmetschen wurden mit 63% resp. 72% noch verstärkt qualifizierte Dolmetschende eingesetzt. Die Anzahl der Einsätze, welche von Personen ohne Qualifizierung geleistet wurden, sank von 36'000 auf 30'000, jene von Dolmetschenden in Ausbildung von 94'000 auf 87'000.
Leichte Verschiebungen bei den Dolmetschsprachen
Bei den Dolmetschsprachen hat Arabisch Tigrinya als am häufigsten benötigte Sprache abgelöst. Die sechs wichtigsten Sprachen (Arabisch, Tigrinya, Albanisch, Tamil, Türkisch und Farsi) machen nach auch im Berichtsjahr mehr als 50% aller Einsätze aus. Die 12 am häufigsten einge-setzten Sprachen decken bereits über 75%, die 20 häufigsten mehr als 90% aller Einsätze ab. Die restlichen 10% der Einsätze werden von mehr als 50 Sprachen abgedeckt.