Newsletter
September 2017
Neuigkeiten von INTERPRET
Geschätzte Leserinnen, geschätzte Leser
Es ist viel in Bewegung - auf allen Ebenen:
Aus aktuellem Anlass informieren wir über den Stellenwert des Dolmetschens im neuen Asylverfahren. Leider stimmen die diesbezüglichen Entwicklungen wenig positiv, INTERPRET bleibt aber dran. Weiterhin viel Überzeugungsarbeit braucht es auch für eine nachhaltige und einheitliche Regelung zur Finanzierung der Dolmetschleistungen im Gesundheitsbereich.
Auch in den INTERPRET-Büros tut sich einiges. Wir lösen unsere physische Bibliothek nun definitiv auf und schaffen damit unter anderem Platz für die Ordner der Qualifizierungsstelle, die seit September 2017 offiziell in Bern angesiedelt ist. Im Gegenzug führen wir auf unserer Homepage eine neue Infothek zum interkulturellen Dolmetschen. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim staubfreien Stöbern!
Mit besten Grüssen,
das INTERPRET-Team
Wo bleibt die Dolmetschqualität im neuen Asylverfahren?
Anfang September hat das Staatssekretariat für Migration (SEM) das Mandat für die Beratung und Rechtsvertretung im Rahmen des Pilotbetriebs für beschleunigte Asylverfahren in den Bundesasylzentren in Boudry (NE) und Giffers (FR) ausgeschrieben (Medienmitteilung SEM).
Unsere Forderungen nach Minimalstandards in Bezug auf die Qualifizierung, Rekrutierung und Begleitung der Dolmetschenden wurden in keiner Weise berücksichtigt. Damit ist äusserst fraglich, ob es gelingen wird, das Dolmetschen in diesem neu entstehenden Einsatzbereich von Beginn weg an klaren Qualitätsstandards auszurichten. Das Dolmetschen im Asylverfahren wie auch im Rechtsschutz ist eine komplexe und herausfordernde Aufgabe. Dabei geht es um viel - für die betroffene asylsuchende Person, aber auch für die Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit.
Die Sicherstellung der Dolmetschqualität müsste daher ein wichtiger Bestandteil des Mandats sein - auch bei öffentlichen Ausschreibungen. Er fehlt und wir befürchten, dass bei der Vergabe einmal mehr allein der Preis ausschlaggebend sein wird.
- Positionspapier von INTERPRET zum Dolmetschen in der Beratung und Rechtsvertretung im neuen Asylverfahren
- Infothek: Stichwort "Asylverfahren"
Forderungen nach einer Regelung der Finanzierung im Gesundheitsbereich
Der Nutzen und Mehrwert des interkulturellen Dolmetschens für das medizinische Fachpersonal und die fremdsprachigen Patientinnen und Patienten wird grösstenteils anerkannt und geschätzt.
In der Praxis scheitert die Zusammenarbeit jedoch oft an der fehlenden Finanzierung - und zwar sowohl in privaten Arztpraxen, in öffentlichen Beratungsstellen (z.B. für Folteropfer) als auch in Spitälern.
INTERPRET fordert deshalb:
- Die gesetzliche Regelungslücke für die Finanzierung der Dolmetscheinsätze muss behoben werden.
- Die Zuständigkeiten für die Dolmetschkosten sind verbindlich und einheitlich zu definieren. Dabei ist auch eine Übernahme der Dolmetschkosten durch die Grundversicherer in Betracht zu ziehen.
- Die Qualifizierung von interkulturell Dolmetschenden nach einheitlichen, anerkannten Standards muss sichergestellt sein.
Im ersten Halbjahr 2017 wurde von verschiedener Seite her auf den mangelhaften und uneinheitlichen Zugang zur Dienstleistung des interkulturellen Dometschens hingewiesen. Eine Zusammenstellung dieser Dokumente wie auch den Kommentar von INTERPRET zur Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission (NEK) finden Sie in der neuen Infothek (z.B. mittels der Stichworte "Empfehlungen & Stellungnahmen" und "Gesundheit").
Neue Infothek zum interkulturellen Dolmetschen
INTERPRET führt auf seiner Homepage eine neue Infothek zum interkulturellen Dolmetschen. Darin finden Sie themenrelevante Materialien sowie Hinweise zu Projekten, Forschungsarbeiten und Tätigkeiten wichtiger Akteure. Sie können mit Hilfe einer Volltextsuche oder mittels vordefinierten Stichworten nach Informationen suchen. Zwei Beispiele:
- Sie suchen Materialien, welche Sie als Lehrperson in der Zusammenarbeit mit interkulturell Dolmetschenden unterstützen? Die Suche mit den Stichworten "Hilfsmittel für die Praxis" und "Bildung" bringt sie weiter.
- Sie interessieren sich für Videos, welche Ihnen einen Einblick in die Berufspraxis von Dolmetschenden geben? Die Stichworte "Praxiseinblick von Dolmetschenden" und "Video" generieren eine Auswahl.
Es freut uns, wenn Sie in der Infothek rumstöbern und hoffentlich auch Neues und Hilfreiches finden. Wenn Sie Fragen haben oder ein wichtiges Dokument vermissen, dürfen Sie sich gerne bei uns melden (). Die Infothek wird ständig aktualisiert und ergänzt.
Evaluation des beruflichen und persönlichen Nutzens für die AbsolventInnen der Ausbildung MEL
Seit 1998 bietet das Programm MEL der HEKS-Regionalstelle beider Basel Ausbildungen für interkulturelles Dolmetschen und Vermitteln an.
Im Auftrag des HEKS hat Ruth Calderón von rc consulta eine Wirkungsevaluation des Ausbildungsprogramms vorgenommen und die Ergebnisse zusammen mit Schlussfolgerungen und Empfehlungen in einem Schlussbericht veröffentlicht.
INTERPRET begrüsst die Studie sehr und ist dankbar über die fundierten Erkenntnisse. Aus Sicht der nationalen Interessengemeinschaft sind teilweise aber auch andere Schlussfolgerungen möglich, und insbesondere bei den Empfehlungen bezüglich der Ausrichtung der Ausbildung drängt sich aus Sicht von INTERPRET Widerspruch auf. INTERPRET hat darum einen Kommentar zum Schlussbericht verfasst.
Schlussbericht, Zusammenfassung und Kommentar von INTERPRET finden Sie in der neuen Infothek unter diesem Link.
Die Qualifizierungsstelle ist umgezogen
Die Qualifizierungsstelle INTERPRET ist nun definitiv von Bellinzona nach Bern an die Monbijoustrasse 61 umgezogen. Einzig die Durchführung der Sprachprüfungen in den lokalen Amtssprachen (Deutsch, Französisch und Italienisch) und die Organisation der diesjährigen Berufsprüfung werden noch vom Tessin aus gemacht.
Die Qualifizierungsstelle ist für die Abwicklung der Qualifizierungsverfahren verantwortlich und steht Ihnen für Fragen und Auskünfte im Zusammenhang mit der Ausbildung und Qualifizierung von interkulturell Dolmetschenden und Vermittelnden zur Verfügung. Telefonisch erreichbar sind wir weiterhin Montag bis Freitag von 9:00 bis 13:00 über die Nummer 031 351 38 29.
Wir freuen uns, dass das gesamte INTERPRET-Team (Kompetenzzentrum und Qualifizierungsstelle) neu unter einem Dach vereint ist.
Von links nach rechts:
- Dominik Huber, Buchhaltung
- Neela Chatterjee, Leiterin Qualifizierungsstelle
- Susanna Paoletti, Administration
- Lena Emch-Fassnacht, Kommunikation & Projekte
- Michael Müller, Geschäftsleiter und Leiter Kompetenzzentrum
In der Rubrik Kontakt finden Sie Adressen und Öffnungszeiten von INTERPRET.
Herzlichen Dank, idea!
Das INTERPRET-Team übernimmt also die Aufgaben der Qualifizierungsstelle, die bisher von idea in Bellinzona wahrgenommen wurden. Und es tritt damit in grosse Fussstapfen: Das idea-Team unter der Leitung von Margrit Hagenow hat die Qualifizierungsstelle überaus professionell aber auch mit viel Herzblut und Engagement geführt. Wir werden alles daran setzen, die gleiche Qualität zu erreichen, hoffen aber auf Verständnis, wenn uns das nicht auf Anhieb gelingt. Glücklicherweise stehen uns sämtliche Vorlagen und Handbücher (auch die in der gewohnten idea-Qualität...) zur Verfügung.
Wir möchten an dieser Stelle dem gesamten bisherigen Team der Qualifizierungsstelle - Margrit Hagenow, Janine Cola, Barbara Knopf, Flavia Cattori und Moësa Nicolet - für die geleistete Arbeit und die hervorragende Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren danken. Wir werden das Angebot, bei Fragen und Unsicherheiten weiterhin auf das Wissen des idea-Teams zurückgreifen zu dürfen, sicher in Anspruch nehmen, und freuen uns sehr, dass Janine Cola uns als Mitglied der Qualitätssicherungskommission QSK erhalten bleibt.
Neuigkeiten und Informationen unserer Partner
Appartenances
- Modul 8 "Leiten von Informations- und Bildungsveranstaltungen im interkulturellen Kontext": erstmalige Durchführung von Appartenances 13.10.2017 - 10.2.2018.
- Durchführung der vom BAG unterstüzten Seminare "Interaction entre interprètes communautaires et professionnel.le.s" und "Terminologie" im Herbst 2017
- Modul 2: von März bis Juni 2018. Anmeldungen sind noch nicht möglich.
Aktuelle Angaben zu Ausbildungsmöglichkeiten bei Appartenances oder .
Caritas Schweiz
- Modul 4 "Erfolgreich dolmetschen bei Behörden und Gerichten": Anmeldung bis 31.12.2017, Durchführung in Luzern und Zürich.
- Modul 4a "Erfolgreich dolmetschen in der Beratung im beschleunigten Asylverfahren": Erstmalige Durchführung in Zürich, Anmeldung bis 30.9.2017
Informationen zum Ausbildungsangebot bei Caritas Schweiz oder .
Grafische Darstellung der Aus- und Weiterbildung für Dolmetschende bei Behörden und Gerichten von Caritas Schweiz:
- Infografik zum Download (PDF, 1.47 MB)
HEKS-Regionalstelle beider Basel
Im Auftrag der Christoph Merian Stiftung und des Kantons Basel-Stadt führt die HEKS-Regionalstelle seit Anfang Jahr das Pilotprojekt «Brückenbauerinnen Gundeli – Eltern stärken, Kinder fördern». Sechs Brückenbauerinnen – die meisten von MEL ausgebildete interkulturelle Vermittlerinnen - begleiten im Basler Quartier Gundeldingen sozial benachteiligte Familien mit Kindern im Volksschulalter individuell. Die ikV vermitteln in der Muttersprache Informationen über das lokale Bildungs- und Gesundheitssystem und die vielfältigen Angebote im ausserschulischen und Schulbereich: Sie unterstützen die Eltern beim Verstehen von Elternbriefen oder dem Ausfüllen von Formularen. Bei Bedarf begleiten sie die Eltern zu Elterngesprächen, schulischen Anlässen oder zu Beratungsstellen. Das Pilotprojekt dauert bis Ende 2018. Mehr Infos erhalten Sie von .
SAH Schaffhausen
- Einführungskurs ins interkulturelle Dolmetschen am 30.11. und 7.12.2017 (jeweils nachmittags)
- Weiterbildungstag zum Thema Dolmetschtechniken am 2.12.2017
Anmeldung und Informationen bei DERMAN - SAH Schaffhausen.
se comprendre
- Modul 6 "Begleiten von Personen im Integrationsprozess": Voraussichtliche Durchführung im Frühling 2018. Informationen finden sich zu gegebener Zeit bei se comprendre oder INTERPRET.
- Am 17. & 18.11.2017 nimmt se comprendre an einem Kolloquium der APEPS teil. Informationen folgen bei www.plurilingua.ch.
Weitere Informationen zur Aus- und Weiterbildung