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Interpret

Newsletter
Juli 2018

Mittsommer-Informationen

Geschätzte Leserinnen und Leser

Gerade noch rechtzeitig vor der grossen Sommerpause können wir Ihnen einen weiteren INTERPRET-Newsletter zustellen. Mit einem Rückblick auf die Fachtagung 2018, einer Übersicht über die wichtigsten Eckdaten der Einsatzstatistiken 2017, einem Hinweis auf die Studie "Qualitätssicherung im Bereich interkulturelles Dolmetschen", Informationen zu den vom BAG unterstützten Weiterbildungen für Dolmetschende im Gesundheitsbereich und der neu formierten Fachkommission Sprachen sowie Mitteilungen in eigener Sache ist wieder ein bunter Strauss an Inhalten zusammengekommen.

Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!

Das INTERPRET-Team


Ausschreibung Rechtsschutz im neuen Asylverfahren

Am 18. Juni 2018 hat das SEM die seit langem erwartete Ausschreibung für die Beratung und Rechtsvertretung in den Bundesasylzentren lanciert. Diese stellt einen wichtigen Pfeiler des neuen Asylverfahrens dar, welches per 1. März 2019 in Kraft gesetzt wird.

INTERPRET hat bereits im März 2017 in einem Positionspapier darauf hingewiesen, dass die unentgeltliche Beratung und Rechtsvertretung in sehr vielen Fällen nur mit Hilfe einer Verdolmetschung möglich sein wird und dass im Hinblick darauf sowohl quantitative als auch qualitative Überlegungen und Vorarbeiten zu leisten sind (Positionspapier siehe unten). 

Mit Erleichterung nimmt INTERPRET zur Kenntnis, dass die Ausschreibung minimale Vorgaben in Bezug auf die Qualifizierung der Dolmetschenden enthält und im  Rahmen der Eingabe konkrete Überlegungen zum Dolmetschen verlangt werden. Dass ein "Konzept Verdolmetschung" Bestandteil der Eingabe sein muss, und dass dieses Konzept bei der Beurteilung der Eingaben zu 10% gewichtet wird, stimmt zuversichtlich. Die Verfügbarkeit qualifizierter Dolmetschender und die Qualität der Verdolmetschung wird letztlich für die Qualität der Beratung und Rechtsvertretung von entscheidender Bedeutung sein.

Sämtliche Positionen und Stellungnahmen von INTERPRET finden sich unter Positionen und Stellungnahmen.


Einsatzstatistiken 2017

Wie in allen vergangenen Jahren seit der Erfassung der Einsatzstatistiken, haben auch 2017 die Einsatzzahlen weiter zugenommen. Mit insgesamt 9% hat sich das Wachstum aber etwas abgeschwächt, in einzelnen Regionen ist sogar ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Nichtsdestotrotz bestätigen die Zahlen einmal mehr, dass das professionelle Angebot zur Sicherstellung der Verständigung im interkulturellen Kontext einem grossen Bedarf entspricht. So wurden 2017 insgesamt rund 338'000 Einsatzstunden in knapp 270'000 Einsätzen geleistet – oder über 900 Stunden / 730 Einsätze pro Tag.

Einsatzstunden 2008 bis 2017

Wichtigster Einsatzbereich ist weiterhin das Gesundheitswesen mit 54% aller geleisteten Einsätze. Unverändert an der Spitze liegt auch Tigrinya als am häufigsten nachgefragte Dolmetschsprache: Mit über 56'000 geleisteten Einsatzstunden oder 17% aller Einsätze hat die Nachfrage nach Tigrinya-Verdolmetschungen ein enormes Volumen erreicht.

Für INTERPRET von besonderem Interesse sind jeweils die Zahlen zu den interkulturell Dolmetschenden und Vermittelnden. Diese werfen allerdings Fragen auf: Mit einer Zunahme von 15% ist die Anzahl aktiver Dolmetschender und Vermittelnder deutlich stärker gewachsen als das Total der Einsätze. Gleichzeitig ist der Anteil der Einsatzstunden, der von qualifizierten Dolmetschenden (Zertifikat INTERPRET, eidg. Fachausweis oder höhere Qualifikation) geleistet wurde, auf 50% gesunken. Dies läuft den Bemühungen von INTERPRET im Bereich der Qualifizierung, Professionalisierung und Qualitätssicherung tendenziell zuwider, deckt sich aber mit den Ergebnissen der Studie zur Qualitätssicherung (siehe nächstes Kapitel).


Studie zur Qualitätssicherung im interkulturellen Dolmetschen

Im  Auftrag von INTERPRET hat das Büro Brägger eine Studie zur Qualitätssicherung im Bereich des interkulturellen Dolmetschens verfasst. Die Resultate zeigen, dass die Mehrheit der regionalen Vermittlungsstellen zwar grosse Anstrengungen für die Qualitätssicherung unternimmt, ein einheitliches Vorgehen jedoch nicht vorhanden ist. Die 2012 von INTERPRET formulierten "Qualitätskriterien für Vermittlungsstellen", die lediglich empfehlenden Charakter hatten, sind nur teilweise realisiert. So besteht beispielsweise bei der (Mindest-) Qualifikation der interkulturell Dolmetschenden, und insbesondere in Bezug auf das sprachliche (Mindest-) Niveau in der jeweiligen Amtssprache, Handlungsbedarf.

INTERPRET nimmt die Ergebnisse der Studie zum Anlass, die Aufgaben in der Qualitätssicherung grundsätzlich zu analysieren und die jeweiligen Rollen und Akteure zu bezeichnen. Dies wird dann auch die Grundlage liefern, um die teilweise nicht mehr aktuellen Qualitätskriterien für Vermittlungsstellen zu überarbeiten. Dabei werden sicher auch die Empfehlungen der Norm ISO 13611 berücksichtigt.


Fachtagung 2018: Interkulturelles Vermitteln - Ausbildung und Praxis

Am 9. Juni fand die diesjährige INTERPRET-Fachtagung statt. Unter dem Titel "Interkulturelles Vermitteln: Ausbildung und Praxis" setzten sich rund 70 Teilnehmende mit den verschiedenen Facetten des interkulturellen Vermittelns auseinander. In Kurzpräsentationen wurden knapp 20 Angebote und Projekte vorgestellt, die Tätigkeiten beinhalten, welche als interkulturelles Vermitteln bezeichnet werden können. Die "Steckbriefe" der vorgestellten Projekte, geordnet nach dem Tätigkeitsbereich bzw. dem entsprechenden Modul, finden Sie untenstehend.

In Gruppen diskutierten die Teilnehmenden, welche spezifischen Kompetenzen für die Ausübung dieser Tätigkeiten erforderlich sind und inwiefern diese durch die vier dem interkulturellen Vermitteln gewidmeten Module der INTERPRET-Modullandschaft vermittelt werden. Schliesslich wurde auch die Frage diskutiert, ob die Struktur des aktuellen Qualifizierungssystems den Gegebenheiten und Anforderungen der Praxis entspricht.

Die Gegenüberstellung der Herausforderungen aus der Praxis mit den Modul-Inhalten hat gezeigt, dass viele der erforderlichen Kompetenzen in den jeweiligen Modulen vermittelt werden. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass die Logik eines standardisierten Qualifizierungssystems mit der äusserst heterogenen, auf lokale Gegebenheiten fokussierten Projektlandschaft nur bedingt kompatibel ist. Kommt hinzu, dass sehr viele der Projekte, in denen ikV-Kompetenzen zum Tragen kommen, ausgesprochen niederschwellig konzipiert sind; die Finanzierungsmöglichkeiten sind in der Regel stark eingeschränkt, und damit ist oft weder eine Entschädigung der Mitwirkenden noch deren Qualifizierung überhaupt realisierbar. Dies steht in deutlichem Kontrast zum Professionalisierungsgrad, den die Ansiedlung der ikV-Module auf der weiterführenden Ebene (zwischen Zertifikat INTERPPRET und eidgenössischer Berufsprüfung) impliziert. Für INTERPRET besteht somit zumindest Anlass, das Qualifizierungssystem bzw. die Modullandschaft eingehend zu analysieren und den im Rahmen der Fachtagung begonnenen "Praxisabgleich" weiterzuführen.


Weiterbildungen für Dolmetschende im Gesundheitsbereich

Wie bereits in den Vorjahren, fördert das Bundesamt für Gesundheit BAG auch 2018 - 2019 die Durchführung von Weiterbildungen für Dolmetschende im Gesundheitsbereich. Konkret werden die folgenden Weiterbildungsseminare unterstützt:

  • Dolmetschtechniken (WBS 1)
  • Terminologiearbeit (WBS 2)
  • Zusammenarbeit zwischen Dolmetschenden und Fachpersonen im Gesundheitsbereich (WBS 3)

Ebenfalls unterstützt werden die Ausbildungsinstitutionen in der Durchführung des Weiterbildungsmoduls Dolmetschen im psychotherapeutischen Bereich (M5).

Bis zum aktuellen Zeitpunkt sind erst vereinzelte Gesuche um Unterstützung eingereicht worden. INTERPRET möchte den Vermittlungsstellen und Ausbildungsinstitutionen aber auch weiteren potentiellen Anbietern von solchen Weiterbildungen ans Herz legen, dieses Unterstützungsangebot in Anspruch zu nehmen. Sämtliche Informationen und Unterlagen dazu finden sich auf unserer Homepage unter Finanzierung der Ausbildung.


Neue Fachkommission Sprachen

Die bisher von einer Subkommission der Kommission für Qualitätssicherung QSK wahrgenommenen Aufgaben werden neu von einer eigenständigen Fachkommission Sprachen bearbeitet. Diese wurde vom Vorstand von INTERPRET Anfang Jahr bestimmt und besteht aus folgenden Mitgliedern:

  • Margrit Hagenow (Präsidentin)
  • Janine Cola
  • Virginia Suter Reich
  • Isabelle Wienand (ex officio)

Die Fachkommission

  • berät die QSK in Bezug auf das für die Zertifizierung erforderliche Sprachniveau und die Richtlinien zur Anerkennung von Nachweisen
  • entscheidet über die Anerkennung von Sprachnachweisen
  • stellt die Qualität der Überprüfungsverfahren sicher
  • behandelt Beschwerden und Einsprachen
  • definiert das Anforderungsprofil für Sprachexpert*innen
  • beteiligt sich an der Schulung der Sprachexpert*innen.

Datenschutz bei INTERPRET

Seit 25. Mai 2018 ist die neue EU-Datenschutzverordnung in Kraft, die teilweise auch für die Schweiz von Bedeutung ist. Inwiefern die neuen Vorgaben direkt für Institutionen wie INTERPRET zur Anwendung kommen, ist nicht ganz klar. INTERPRET hat die neue EU-Verordnung trotzdem zum Anlass genommen, den eigenen Umgang mit dem Datenschutz zu reflektieren und in einer Datenschutzerklärung festzuhalten.

INTERPRET bewirtschaftet eine Menge personenbezogener Daten. Diese fallen im Rahmen der Qualifizierungsverfahren an oder gelangen im Zuge unserer Öffentlichkeitsarbeit sowie der verschiedenen Vereinstätigkeiten an. Personenbezogene Daten werden durch uns nur gespeichert, wenn eine explizite Einverständniserklärung dazu vorliegt, und deren Verwendung ausserhalb der Aktivitäten und Verfahren, für welche sie erhoben wurden, sowie deren Weitergabe an Dritte findet unter keinen Umständen statt.

Nähere Informationen finden Sie in der Datenschutzerklärung. Gerne stehen wir Ihnen auch direkt für Informationen und Rückmeldungen zur Verfügung.


Aktuelle Angebote der Aus- und Weiterbildung

Unter der Rubrik Aktuelle Angebote der Aus- und Weiterbildung sind diverse Kurse ausgeschrieben: 

  • Modul 4: Dolmetschen bei Behörden und Gerichten sowie in der Beratung im beschleunigten Asylverfahren
  • Modul 5: Dolmetschen im psychotherapeutischen Bereich
  • Modul 8: Informations- und Bildungsveranstaltungen im interkulturellen Kontext erfolgreich leiten

Ich brauche eine interkulturell dolmetschende Person

In der Regel läuft die Vermittlung einer interkulturell dolmetschenden Person über die regionalen Vermittlungsstellen. Sie vermitteln professionelle Dolmetschende vor Ort und via Telefon und Video.

In der Datenbank der ikDV können Sie direkt nach zertifizierten interkulturell Dolmetschenden suchen.

Ich interessiere mich für die Ausbildung

Die Ausbildung wird von Institutionen in den verschiedenen Regionen durchgeführt. Kursangebote, Termine etc. finden Sie in der Rubrik Aktuelle Kursangebote.

Das Qualifizierungssystem von INTERPRET (Zertifikat INTERPRET, Eidg. Fachausweis) wird in der Rubrik Qualifizierungssystem INTERPRET erklärt. 

Weitere Informationen erhalten Sie bei der Qualifizierungsstelle (031 351 38 29) von 9:00 bis 12:30.