Jahresbericht 2018
Februar 2019
Jahresbericht 2018: Qualifizierungsstelle
Die Qualifizierungsstelle definiert und überwacht Standards für die Ausbildung und Qualifizierung von interkulturell Dolmetschenden und Vermittelnden und leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Qualitätssicherung.
Das Berichtsjahr 2018 war für die Qualifizierungsstelle ein äusserst intensives Jahr. Neben den Tagesgeschäften (Zertifizierung, Dolmetschsprachprüfungen, Modulanerkennungen und eidgenössische Berufsprüfung) hat sich die Fachkommission Sprachen neu konstituiert, die Dolmetschsprachprüfung wurde überarbeitet und ein Grossteil der Sprachexpert*innen konnte an einem der vier Austausch- und Standardisierungstreffen teilnehmen.
Sekretariat und Kommissionen
Die Qualifizierungsstelle ist nach ihrem Umzug Mitte 2017 von Bellinzona gut in Bern angekommen, die Aufgabenbereiche konnten geordnet und klar strukturiert übernommen werden. Neela Chatterjee leitet die Qualifizierungsstelle, Isabelle Wienand ist verantwortlich für Sprachen, die Zertifizierung und die Gleichwertigkeitsbeurteilung (GWB), Susanna Paoletti ist verantwortlich für die Dolmetschsprachprüfungen.
Kommission für Qualitätssicherung QSK
Die QSK überprüft und modifiziert die Standards und Vorgaben auf den verschiedenen Ebenen des Ausbildungs- und Qualifizierungssystems laufend.
Sie bestand 2018 aus den folgenden Mitgliedern:
- Barbara Ackermann (Präsidentin)
- Janine Cola
- Isabelle Fierro-Mühlemann
- Marianne Keller
- Giona Mattei
- Orest Weber
- Nicole Weiss
- Daniela Luzzi Conti (Mitglied ex officio, mit beratender Stimme)
- Feyrouz Ounaies Al Lahib (Mitglied ex officio, mit beratender Stimme)
- Neela Chatterjee (Mitglied ex officio)
Fachkommission Sprachen
Der
Vorstand von INTERPRET hat im Frühjahr 2018 die Geschäftsordnung der Fachkommission
Sprachen verabschiedet. Im Verlauf des Berichtjahres hat sich die Fachkommission konstituiert und die fachliche Arbeit wurde aufgenommen. In ihrem ersten Jahr wurde die Kommission von Margrit Hagenow präsidiert, die sich aber leider gegen Ende Jahr aus der Fachkommission zurückziehen musste. Wir danken Margrit für die geleistete Aufbauarbeit!
Per Ende 2018 zeichnete sich folgende Zusammensetzung ab, welche im Januar 2019 vom Vorstand von INTERPRET bestätigt wurde:
- Janine Cola
- Virginia Suter Reich
- Baraà Höpli Maalouf
- Martha Voyiatzi
- Isabelle Wienand (ex officio)
Die Fachkommission ist eine eigenständige, direkt vom Vorstand von INTERPRET mandatierte Kommission. Sie
- berät die Qualifizierungsstelle und die QSK in Bezug auf das für die Zertifizierung erforderliche Sprachniveau und die Richtlinien zur Anerkennung von Nachweisen
- entscheidet über die Anerkennung von Sprachnachweisen
- stellt die Qualität der Überprüfungsverfahren sicher
- behandelt Beschwerden und Einsprachen
- definiert das Anforderungsprofil für Sprachexpert*innen
- beteiligt sich an der Schulung der Sprachexpert*innen.
Qualitätssicherung in der Ausbildung
Anerkannte Ausbildungsmodule
2018 hat die QSK 14 Anerkennungsanträge für die Module 1, 2, 4a, 6, 8 und 9 behandelt. Es wurden 4 Erstanerkennungen ausgesprochen und 10 Erneuerungsanträge für die Module 1 und 2 anerkannt. Das Netzwerk der Ausbildungsinstitutionen präsentierte sich Ende 2018 wie folgt:
- AOZ Medios (Zürich):
Module 1, 2, 3, 4, 5 und Module 1 und 2 für den Intensivlehrgang - Appartenances (Lausanne):
Module 1, 2, 5, 8 und 10 - Bilang / ARGE Ostschweiz (St. Gallen):
Module 1 und 2 - Caritas Luzern:
Module 1, 5 und 6 - Caritas Schweiz (Luzern):
Module 1, 2, 4, 4a, 8, 10; Module 1 und 2 für den Intensivlehrgang - Caritas Suisse, se comprendre
Modul 6 - ECAP Zürich:
Module 1 und 2 - EPER Lausanne:
Module 1 und 2 für den Intensivlehrgang - HEKS Regionalstelle beider Basel:
Module 1, 2, 6, 9 und 10 - HES-SO Valais (Sierre):
Module 4 und 9 - Intercultura / ISA (Bern):
Module 1 und 2 - SAH Schaffhausen:
Module 1, 2, 3, 4a, 5, 6 und 7 - SOS Ticino, Fachstelle Derman (Lugano):
Module 1, 2, 6 und 8
Nicht alle Modulanbieter führen jährlich alle Module durch für die sie die Anerkennung besitzen. 2018 wurden die Module 1 und 2 von 7 Anbietern durchgeführt und es fanden je 1-3 Weiterbildungsmodule 3, 5, 6, 8, 9 und 10 statt; 5 Durchführungen waren es für Modul 4. Die 7 Durchführungen von 4a in allen drei Sprachregionen verweisen auf die neu eröffneten Bundeszentren für die beschleunigten Asylverfahren. Durch den kostenlosten Rechtsschutz steigt auch die Nachfrage nach qualifizerten Dolmetschenden und damit für das Modul 4a.
Projekt "Intensivlehrgang für interkulturell Dolmetschende"
Das Projekt wurde 2018 mit einem vierten Intensivlehrgang in der Romandie abgeschlossen. Die Erfahrungen mit dem Ausbildungsformat waren positiv. Den Ausbildungsinstitutionen mit einer entsprechenden Anerkennung steht es frei, die Module 1 und 2 jederzeit als Intensivausbildung anzubieten.
Die Ergebnisse zum Projekt werden im Jahresbericht Kompetenzzentrum oder auf der Homepage von INTERPRET vorgestellt.
Qualifizierungsverfahren
Sprachüberprüfungen
2018 fanden an vier Terminen Prüfungen der Amtssprache statt (je zwei
Termine in den lokalen Amtsprachen Deutsch und Französisch). Es
handelte sich dabei um die letzten Wiederholungsprüfungen, bevor die
Durchführung der INTERPRET-Amtssprachenprüfung definitiv eingestellt wurde.
Für den Erwerb des Zertifikats INTERPRET ist seit 2018 für die lokale Amtssprache mindestens das Niveau B2 des GER erforderlich.
Die Dolmetschsprachprüfung wurde von der Fachkommission
Sprachen leicht überarbeitet: Die Deskriptoren wurden dahingehend geschärft,
dass erfolgreichen Absolvent*innen nun mündliche Sprachkompetenzen auf dem
Niveau C1 des GER attestiert werden können. Ausserdem wurden die
Beurteilungsinstrumente überarbeitet, so dass die konkrete, kriterienbezogene
Beurteilung noch nachvollziehbarer möglich ist.
2018 fanden 161 Dolmetschsprachprüfungen
statt, davon wurden 120
bestanden. Die Erfolgsquote ist mit 72% leicht tiefer als im Vorjahr.
Zusätzlich fanden erneut Abschlussprüfungen des Moduls 4
von Caritas Schweiz statt. Diese enthalten ebenfalls Prüfungsteile, die von
Sprachexpert*innen beurteilt werden.
Schulungen der Sprachexpert*innen
Die Qualifizierungsstelle hat im Berichtsjahr vier Austausch- und Standardisierungstreffen mit nahezu allen aktiven Dolmetschsprachexpert*innen durchgeführt. Dabei konnte insbesondere ein intensiver Austausch über die Beurteilungskriterien und die notwendige Vergleichbarkeit der Beurteilungen geführt werden. Zusammen mit der Anpassung der Deskriptoren und der Beurteilungsinstrumente sind die Voraussetzungen gegeben für eine klare, faire und professionelle Beurteilung der Dolmetschsprachkompetenzen.
Zertifikat INTERPRET
Die Qualifizierungsstelle konnte im Berichtsjahr 95 INTERPRET-Zertifikate ausstellen. Diese Zahl liegt sowohl höher als im Vorjahr (82) als auch recht deutlich über dem bisherigen Durchschnitt von rund 75 Zertifikaten pro Jahr.
Gleichwertigkeitsbeurteilungen (GWB)
2018 wurden 14 Gleichwertigkeitsanträge behandelt. Es waren im Vergleich zum Vorjahr deutlich mehr, was mit der Initiative des FMO Oberwallis zu erklären ist: Insgesamt 7 Personen aus dem Oberwallis wurden gemeinsam zur Prüfung geführt.
Drei Kandidat*innen haben das Verfahren für beide Module durchlaufen; 10 nur für Modul 1 und 1 nur für Modul 2. 11 Beurteilungen (acht für Modul 1 und drei für Modul 2) waren positiv und es konnten entsprechend Modulatteste ausgestellt werden.
Eidgenössische Berufsprüfung
Am 30. / 31. Oktober fanden die Berufsprüfungen 2018 statt. Von insgesamt 13 Kandidat*innen (wovon 6 Repetent*innen) haben 5 alle Prüfungsteile bestanden und erhalten den eidgenössischen Fachausweis. Wir gratulieren den erfolgreichen Absolvent*innen der Berufsprüfung herzlich zu diesem Erfolg!
Veranstaltungen, Beratung und Information
Im Berichtsjahr 2018 organisierte die Qualifizierungsstelle zwei Treffen mit den Ausbildungsinstitutionen: die Jahrestagung im Frühling und eine Herbsttagung. Sie dienten dem Informationsaustausch sowie der Diskussion und Konsensfindung zu strategischen Fragen und Entwicklungen im Bereich der Qualifizierung und Qualitätssicherung.
Das Informations- und Beratungsangebot über Email und Telefon wurde auch 2018 rege genutzt, insbesondere im Zusammenhang mit den diversen Qualifizierungsverfahren.