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Interpret

1. Infobrief Revision BP
August 2020

Berufsprüfung INTERPRET: Start der Totalrevision

Liebe Leserin, lieber Leser   

Ein schwieriges Elterngespräch in der Schule, ein komplexer Gerichtsfall, die Eröffnung einer schweren Diagnose, eine stundenlange Anhörung im Asylverfahren, eine belastende Sitzung bei der Psychotherapeutin oder bei der KESB – die berufliche Realität von interkulturell Dolmetschenden und Vermittelnden ist vielfältig und äusserst anspruchsvoll.

Die zunehmende Diversität unserer Gesellschaft, die steigenden Ansprüche an Qualität und Professionalität, die Entstehung neuer Einsatzbereiche und der technologische Wandel bringen weitere Herausforderungen (aber auch Chancen) für den Beruf des interkulturellen Dolmetschens und Vermittelns mit sich.

Der Verein INTERPRET amtet als Trägerschaft der eidgenössischen Berufsprüfung und des standardisierten Qualifizierungssystems für interkulturell Dolmetschende und Vermittelnde. Um den neuen Herausforderungen zu begegnen und dem Beruf zu mehr Anerkennung und Qualität zu verhelfen, hat er eine Totalrevision der Berufsprüfung in Angriff genommen.

In Form dieses Infobriefs werden wir Sie regelmässig über den Verlauf dieses zukunftsweisenden Projekts informieren.


Ziele der Totalrevision

Das Projekt wird nicht nur die Berufsprüfung einer Gesamtrevision unterziehen, sondern das gesamte Qualifizierungssystem überdenken und allenfalls neu strukturieren. Im Fokus stehen das Verhältnis zwischen dem Zertifikat INTERPRET und dem eidgenössischen Fachausweis, die jeweiligen Inhalte und Anforderungen und deren Abstimmung auf die Praxis.

Konkret werden folgende Ziele verfolgt:

  • Die Qualität im (interkulturellen) Dolmetschen und Vermitteln wird weiter verbessert.
  • Berufsbezeichnung, Berufsbild und Qualifizierungssystem entsprechen den gegenwärtigen und künftigen Anforderungen des Marktes.
  • Die Kompetenzen und Fähigkeiten von Dolmetscher*innen und Vermittler*innen werden den Erwartungen aller Einsatzbereiche (Asylwesen, Behörden, Bildung, Gesundheit, Justiz, Soziales) gerecht und berücksichtigen die technologischen und digitalen Entwicklungen.
  • Die Qualifizierung ist breit anerkannt und für die Ausübenden attraktiv.

Projektverlauf

Die Totalrevision wird vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) unterstützt und orientiert sich an dessen Vorgaben (siehe Leitfaden SBFI). Das Projekt erstreckt sich über rund eineinhalb Jahre.

Den offiziellen Start des Projekts bildete die Kick-Off-Sitzung der Begleitgruppe (siehe unten), welche im Juni 2020 stattfand.

Diesen September finden zwei Analyse-Workshops mit erfahrenen Praktiker*innen (Dolmetschenden und Vermittelnden) sowie mit Fachpersonen aus den verschiedenen Einsatzbereichen statt. Im Zentrum stehen zwei Fragen:

  • Was machen (interkulturell) Dolmetschende und Vermittelnde ganz konkret in den unterschiedlichen Einsatzsituationen?
  • Welche Fähigkeiten und Kompetenzen brauchen sie dafür? Was wird von ihnen erwartet?

Bis im März 2021 wird das Qualifikationsprofil erstellt, das die Grundlage für die künftige Berufsprüfung darstellt und anhand dessen das Qualifizierungssystem strukturiert werden kann.

Dann werden die Prüfungsordnung und die Wegleitung erstellt, welche spätestens im Frühjahr 2022 durch das SBFI genehmigt werden sollten.

Erste Berufsprüfungen nach der neuen Prüfungsordnung werden frühestens ab 2023 oder 2024 stattfinden.


Projektstruktur

Das Projekt ist breit abgestützt, alle wichtigen Einsatzbereiche sind einbezogen: Asylverfahren, Bildung, Gesundheit, Justiz und Behörden, Soziales und Projekte der interkulturellen Vermittlung.

Der Vorstand von INTERPRET als Vertretung der Trägerschaft ist für das Gesamtprojekt verantwortlich und trifft alle wegweisenden Entscheidungen.

Die Projektleitung wird von der Geschäftsstelle INTERPRET wahrgenommen und von einer internen Arbeitsgruppe für die Erarbeitung der verschiedenen Dokumente unterstützt.

Eine Begleitgruppe mit Vertreter*innen der Einsatzbereiche und verschiedenen Fachexpert*innen berät die Projektleitung in fachlicher Hinsicht und bereitet die Entscheidungsgrundlagen zuhanden des Vorstands INTERPRET vor.

Im Rahmen eines Sounding boards werden die Vermittlungsstellen, die Ausbildungsinstitutionen sowie wichtige Akteure auf strategisch-politischer Ebene (Bundesämter, Integrationsdelegierte etc.) in den Prozess einbezogen.

Die Information eines breiten Kreises an Akteuren geschieht mit diesem Infobrief.

Der Prozess wird von der externen Beratungsfirma KEK-CDC begleitet, welche über grosse Erfahrung mit solchen Projekten mitbringt.


Wir freuen uns auf das Projekt und sind sehr gespannt auf die Ergebnisse. In vielen Belangen existieren gute Grundlagen, die aber weiter verbessert und noch präziser auf ihre aktuelle und zukünftige Praxisrelevanz hin verfeinert werden können. Wir gehen sehr ergebnisoffen in diesen Prozess und hoffen, damit einen entscheidenden Beitrag zur nachhaltigen Verankerung des Berufs und dessen Qualität beitragen zu können.

Ich brauche eine interkulturell dolmetschende Person

In der Regel läuft die Vermittlung einer interkulturell dolmetschenden Person über die regionalen Vermittlungsstellen. Sie vermitteln professionelle Dolmetschende vor Ort und via Telefon und Video.

In der Datenbank der ikDV können Sie direkt nach zertifizierten interkulturell Dolmetschenden suchen.

Ich interessiere mich für die Ausbildung

Die Ausbildung wird von Institutionen in den verschiedenen Regionen durchgeführt. Kursangebote, Termine etc. finden Sie in der Rubrik Aktuelle Kursangebote.

Das Qualifizierungssystem von INTERPRET (Zertifikat INTERPRET, Eidg. Fachausweis) wird in der Rubrik Qualifizierungssystem INTERPRET erklärt. 

Weitere Informationen erhalten Sie bei der Qualifizierungsstelle (031 351 38 29) von 9:00 bis 12:30.