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Aprile 2022
Jahresbericht 2021
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser
Das Jahr 2021 war von mehreren zukunftsweisenden Projekten geprägt, welche INTERPRET 2020 initiiert hatte. Die Totalrevision der eidgenössischen Berufsprüfung soll die Attraktivität des Berufs für die Dolmetschenden steigern und damit auch für die Fachpersonen und Institutionen einen Mehrwert bringen. Damit einher geht auch eine eigenständige Verankerung des interkulturellen Vermittelns als weiteres Projekt. Und schliesslich soll INTERPRET als Organisation neu positioniert werden und die Strukturen im Dolmetschmarkt neu gedacht und effizienter aufgebaut werden. Erste richtungsweisende Entscheide werden voraussichtlich Ende 2022 gefällt.
Das Jahr 2021 bleibt bei INTERPRET aber auch intern als Jahr der Veränderung in Erinnerung. Der langjährige Geschäftsleiter Michael Müller hat sich beruflich neu orientiert und INTERPRET per Ende September verlassen, was wir sehr bedauert haben. Die Geschäftsleitung wurde am 1. Oktober von Lena Emch-Fassnacht übernommen. Der Wechsel in der Geschäftsleitung konnte dank der guten und sorgfältig geplanten Übergabe reibungslos stattfinden. Die routinierte Zusammenarbeit in der Geschäftsstelle hat den Übergang erleichtert, dazu kann ich nur gratulieren.
Sie erhalten mit dem Jahresbericht Einblick in ein paar ausgewählte Geschäfte wie die angesprochenen Projekte, die bearbeiteten Qualifizierungsverfahren oder die Vorausschau auf die Einsatzstatistiken des Jahres 2021.
Viel Vergnügen beim Lesen und beste Grüsse,
Claudia Friedl
Präsidentin INTERPRET, Nationalrätin
Team INTERPRET
Das Team von INTERPRET ist seit Februar 2022 wieder komplett. Wir heissen Bénédicte Piédallu als Projektverantwortliche & Assistenz GL herzlich willkommen und wünschen ihr viel Freude im neuen Arbeitsgebiet.
Die Arbeiten in der Qualifizierungsstelle und dem Kompetenzzentrum werden übernommen von:
- Lena Emch-Fassnacht: Geschäftsleiterin & Leiterin Kompetenzzentrum
- Neela Chatterjee: Leiterin Qualifizierungsstelle
- Isabelle Blank : Projektverantwortliche für die Totalrevision der Berufsprüfung, Gleichwertigkeitsbeurteilungen sowie Entwicklungsprojekte
- Susanna Paoletti: Dolmetschsprachprüfungen & Zertifizierung
- Bénédicte Piédallu: Projektverantwortliche Digitalisierung & Assistenz GL (ab Februar 2022)
Verein INTERPRET
Mitglieder des Vereins
Mitglieder des Vereins INTERPRET sind einerseits Institutionen und Organisationen (Vermittlungsstellen, Ausbildungsinstitutionen, Hilfswerke, Fachstellen etc.) und andererseits Einzelpersonen (grösstenteils interkulturell Dolmetschende und Vermittelnde).
Die Mitglieder des Vereins INTERPRET setzten sich per Ende 2021 wie folgt zusammen:
Vorstand INTERPRET
Per Ende 2021 setzte sich der Vorstand aus folgenden Personen zusammen:
- Claudia Friedl, Nationalrätin (Präsidentin)
- Markus Cott, Integrationsdelegierter des Kantons Schwyz
- Ridha Ghnichi, Jurist, Sozialpädagoge und Dolmetschender mit eidgenössischem Fachausweis
- Naser Morina, Psychotherapeut, Co-Leiter des Ambulatoriums für Folter- und Kriegsopfer Zürich, Supervisor und Dolmetscher mit Zertifikat INTERPRET
- Barbara Ouedraogo, Leiterin Dolmetschdienst "se comprendre" und Leiterin der Abteilung Migration & Integration Suisse Romande von Caritas Schweiz
- Brigitte Pahud Vermeulen, stellvertretende Leiterin des Departements "Vulnérabilités et médecine sociale", Verantwortliche für die Koordination des Dolmetschens im Departement Unisanté in Lausanne und Ko-Präsidentin des RESAMI (Réseau de santé et migration, Netzwerk Gesundheit und Migration)
- Claudia Studer, Ausbildungsleiterin im Projekt MEL der Regionalstelle HEKS beider Basel
- Nicole Weiss, Übersetzerin, Dolmetscherin mit Zertifikat INTERPRET und Ausbildnerin, Mitglied der Kommission für Qualitätssicherung QSK von INTERPRET
Veranstaltungen
Der Verein hat im Berichtsjahr 2021 folgende Veranstaltungen durchgeführt:
- Die Mitgliederversammlung von INTERPRET fand am 28.05.2021 statt. Das Protokoll ist auf der Homepage verfügbar. In Anschluss an die Mitgliederversammlung fand eine Präsentation mit anschliessender Diskussion von Johanna Gerlach und Irene Strasly der Universität Genf zum technologiebasierten Dolmetschtool BabelDr statt.
- Die Fachtagung von INTERPRET zum Thema Dolmetschen via Telefon und Video war am 29.05.2021. Eine Zusammenfassung sowie die Präsentationen sind auf der Homepage verfügbar.
Qualifizierungsverfahren
Die bearbeiteten Verfahren haben im Berichtsjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr wieder deutlich zugenommen.
- Dolmetschsprachprüfungen: Im Berichtsjahr wurden 151 Prüfungen durchgeführt (Zunahme von 29% zum Vorjahr). Die Bestehensquote lag bei 83% (68% im Vorjahr). Die Prüfungen wurden von 51 Sprachexpert*innen in 36 Sprachen durchgeführt.
- Zertifikat INTERPRET: Im Berichtjahr wurden (wie 2020) 66 Zertifikate vergeben. Aufgeschlüsselt nach Schweizer Sprachregionen ergibt sich folgendes Bild: D: 46 / F: 17 / I: 3. Die Anzahl der interkulturell Dolmetschenden, die im Besitz des Zertifikats INTERPRET sind, betrug per Ende Berichtsjahr 1’547. Die Namen, die Region, in der sie tätig sind, sowie die Sprachen der zertifizierten interkulturell Dolmetschenden können über die Datenbank auf der INTERPRET-Internetseite eingesehen werden.
- Gleichwertigkeitsbeurteilungen: Die Qualifizierungsstelle hat 2021 9 Anträge zur Gleichwertigkeitsbeurteilung für die Module 1 und 2 erhalten, von welchen die Qualitätssicherungskommission 2 Anträge abschliessend behandelt hat.
- Eidgenössische Berufsprüfung: 12 von 21 Kandidat*innen absolvierten die Berufsprüfung erfolgreich (Bestehensquote von 57%). Ein Kandidat hat die schriftliche Arbeit (Prüfungsteil 1) bis zum 31. März 2022 wiederholt und kann so den Fachausweis vor der nächsten regulären Prüfungssession erlangen.
Öffentlichkeitsarbeit
Homepage von INTERPRET
Die Homepage www.inter-pret.ch stellt die wichtigste Informationsplattform für sämtliche Belange des interkulturellen Dolmetschens dar. Sie wurde 2021 laufend gepflegt, aktualisiert und angepasst. Wichtigste Neuerung ist eine verbesserte Gestaltung der Suche nach den Regionalen Vermittlungsstellen. Die Suchfunktionen wurden mit den Filtermöglichkeiten Dolmetschen vor Ort, Dolmetschen via Telefon, Dolmetschen via Video und interkulturelles Vermitteln sowie Amtssprache und Kanton ergänzt.
Die Nutzungszahlen der Homepage sind mit insgesamt knapp 121’250 Seitenaufrufen um 11% gestiegen (115'000 im 2020). Die Nutzerzahl ist mit insgesamt 24'652 Nutzern sogar um knapp 20% gestiegen. Die meistbesuchte Seite nach der Home-Seite ist die Rubrik “Ausbildung und Qualifizierung”.
Die Homepage wird aus folgenden Ländern abgerufen: Schweiz: 77,6%; Deutschland: 4,2%; Italien: 2,9%; Frankreich: 2,2%; USA: 2,2%.
Soziale Medien
Mit Facebook werden vor allem interkulturell Dolmetschende und interessierte Privatpersonen angesprochen (468 Follower). Mit Twitter werden vor allem interessierte Organisationen, Partner, Behörden und die interessierte Öffentlichkeit angesprochen, insb. in der Schweiz, Deutschland und Österreich (268 Follower).
Publikationen
2021 hat INTERPRET zwei Fachbeiträge publiziert:
- Lena Emch-Fassnacht (2021): Finanzierung immer noch ungeklärt, Schweizerische Ärztezeitung. 2021;102(05): 168-170.
- Michael Müller (2021): Professionalisierung des Dolmetschens im öffentlichen Bereich am Beispiel der Schweiz. Entstehung und aktuelle Situation des Qualifizierungssystems für interkulturelles Dolmetschen in der Schweiz. In: Sonja Pöllabauer, Mira Kadrić (Hrsg.): Entwicklungslinien des Dolmetschens im soziokulturellen Kontext. Translationskultur(en) im DACH-Raum. S. 205-219.
Informationsmaterialien
Die Bestellungen von Informationsmaterialien ist in den Jahren 2020 und 2021 Corona-bedingt stark zurückgegangen, die Nachfrage nimmt jedoch wieder zu.
Broschüren, Faltblätter, Flyer etc. können bei INTERPRET als Printprodukte weiterhin kostenlos bestellt werden. Eine umfangreiche Zusammenstellung finden Sie in der Rubrik Hilfsmittel für die Praxis.
Statistiken zum interkulturellen Dolmetschen und Vermitteln
Erhebungsjahr 2021 wurden insgesamt 377'062 Einsätze bzw. 432'304 Stunden vermittelt. Im Vergleich zum Vorjahr (307'151 Einsätze) fand eine Steigerung von 19% der Gesamteinsätze statt.
Bei den Einsatzformaten beobachten wir eine Zunahme um rund 20% sowohl bei den Einsätzen vor Ort als für die Telefoneinsätze aber einen Rückgang der Videoeinsätzen von 6%. Das interkulturelle Vermitteln verbleibt bei einem Anteil von etwa 1% der gesamten Einsätze.
Die Einsatzstatistiken sind sehr bald auf unserer Homepage zu lesen: Statistiken 2021
Entwicklungsprojekte
Totalrevision der Berufsprüfung
Für die weitere Professionalisierung und nationale Verankerung des Dolmetschens wird der Fachausweis den aktuellen Anforderungen angepasst und auf die Bereiche Asyl und Justiz ausgeweitet. Der revidierte Fachausweis wird zudem dem Bedürfnis gerecht, sich als Dolmetscher*in spezialisieren zu können, indem die drei Schwerpunkte Asyl & Justiz, Bildung & Soziales sowie Gesundheit definiert werden.
Die Totalrevision der eidgenössischen Berufsprüfung ist ein sehr anspruchsvolles Projekt. Eine umsichtige Zusammenarbeit und ein intensiver Austausch mit den unterschiedlichsten Stakeholdern ist von zentraler Bedeutung. Dies hat im Berichtsjahr 2021 zu einer Verzögerung geführt. Das Berufsbild und das Qualifikationsprofil wurden Ende 2021 nach einer umfangreichen Konsultation schliesslich ein erstes Mal beim SBFI eingereicht. Mittlerweile (März 2022) wurden die Unterlagen vom SBFI genehmigt und die nächsten Schritte (Erarbeitung der Prüfungsordnung und Wegleitung) können in die Wege geleitet werden. Die Berufsprüfung wird voraussichtlich im Jahr 2024 das erste Mal im neuen Verfahren durchgeführt werden.
Neuausrichtung interkulturelles Vermitteln
Die Ausbildung zum interkulturellen Vermitteln soll künftig in einer eigenständigen Form existieren und darum unabhängig vom Berufsbild des Dolmetschens weiterentwickelt werden. Die Beobachtungen und Auswertungen der Vergangenheit haben deutlich gemacht, dass die Tätigkeit des interkulturellen Vermittelns (ikV) mit den Aufgabenschwerpunkten Begleiten, Informieren, Moderieren und Projektarbeit ein klar eigenständiges Profil hat.
Ziel ist es, eine neue, niederschwellige Basisqualifikation zu entwickeln, welche Personen, die in diesem Bereich tätig sind, in den zentralen Kompetenzen ausbildet und für Anbieter von ikV-Programmen eine Qualitätsreferenz darstellt. Das SEM hat INTERPRET mit der Durchführung eines Vorprojektes dazu beauftragt.
INTERPRET hat im Berichtsjahr 2021 in einem ersten Schritt die Akteure und möglichen Programmanbieter eruiert und eine Situationsanalyse erstellt. Für die Verifizierung und als Evaluation einer möglichen Vorgehensweise bei der Neuausrichtung fand am 23. September 2021 ein Austauschtreffen mit mehreren Programmanbietern und interessierten Organisationen statt.
Finanzbericht
Der Verein INTERPRET schliesst das Rechnungsjahr 2021 mit einem Gewinn von CHF 6'606 ab. Dieser Gewinn ist vor allem darauf zurückzuführen, dass im Corona-Jahr 2021 die Mitgliederversammlung und die Fachtagung Online stattgefunden haben und damit weniger Ausgaben für Veranstaltungen resultierten.
Der grösste Teil der Arbeiten von Kompetenzzentrum und Qualifizierungsstelle fand im Berichtsjahr im Rahmen des subventionierten Programms statt (Leistungsbereich 1 und 2) und wurde gemäss Subventionsvertrag für die Jahre 2020 - 2021 durch das Staatssekretariat für Migration (SEM) und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) finanziert. Auch der in dieser Programmperiode neue Leistungsbereich "Strategische Weiterentwicklung" wurde via Subventionsvertrag finanziert. Eine weitere Einnahmequelle stellen die Gebühren für die verschiedenen Qualifizierungsverfahren sowie die Subventionen des Staatssekretariats für Berufsbildung, Forschung und Innovation (SBFI) für die Arbeiten im Zusammenhang mit den eidgenössischen Berufsprüfungen dar.
Die Leistungsbereiche 1 bis 3, einschliesslich der Projekte (insb. Totalrevision der Berufsprüfung) schliessen mit einem Gewinn ab. Dieser lässt sich direkt mit den tieferen Personalkosten (Vakanz der Stelle im Kompetenzzentrum von Oktober bis Dezember 2021) erklären.
- Revisione del conto annuale 2021 (PDF, 263.4 KB)
Jahresbericht 2021 - Druckversion
Sie finden hier die Druckversion des Jahresberichtes 2021